Träume als Lebensziele Träume sind zum einen Wunschvorstellungen. Die vermutlich berühmteste Aussage stammt von Martin Luther King: „I have a dream“ („Ich habe einen Traum“). Der US‐amerikanische Baptistenpastor und Bürgerrechtler träumt 1963 davon, „dass die Söhne früherer Sklaven und die Söhne früherer Sklavenhal‐ter miteinander am Tisch der Brüderlichkeit sitzen können“. Es ist ein Traumbild, eine Vision – nichts, was sich zu dieser Zeit in seinem Land einfach umsetzen ließe. Aber das Bild von ei‐ner besseren Welt ist auch mehr als eine Illusion; es wird für Martin Luther King zur entscheidenden Triebfeder seines poli‐tischen Denkens und Handelns. Nicht ohne Erfolg. Zwei Jahre später erlassen die Vereinten Nationen eine Deklaration und heben die Rassentrennung in öffentlichen Einrichtungen auf. Auch im geistlichen Leben ist es wichtig, sich an einem Sehn‐suchtsbild zu orientieren. Deswegen werden in der Heiligen Schrift immer wieder Begebenheiten erzählt, in denen Men‐schen durch Gott auf ein neues, ein verheißungsvolles Ziel hingewiesen werden. Allen ist zum Beispiel die Geschichte Ja‐kobs bekannt: seine Flucht vor dem Bruder und sein Traum von der Himmelsleiter. Jakob dringt in eine andere Wirklich‐keit durch und hört Gottes Verheißung: Das Land, auf dem er liegt, soll einmal ihm und seinen zahlreichen Nachkommen gehören. Jakobs Unterwegssein wandelt sich: Nicht mehr die Angst vor der Verfolgung treibt ihn an, sondern die Zusage Gottes: „Ich bin mit dir, ich behüte dich, wohin du auch gehst, und bringe dich zurück in dieses Land.“ (Gen 28,15)